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Konflikte nicht vernünftig zu bewältigen ist ein teurer Spaß.

Im Unternehmen wirkt er sich im besten Fall motivationshemmend aus, in der Regel gehen die Folgekosten aber weit darüber hinaus: So sinkt nicht nur die Produktivität, sondern auch die Loyalität von Kolleg(innen), in die Sie womöglich teuer investiert haben und auf die sie nur unter erheblichen weiteren Mühen und Kosten verzichten wollen und können. Umso befremdlicher ist es, dass personenbezogene Konfliktlösungstechniken ausgerechnet in einer so hochpreisigen Branche wie der juristischen noch häufig ein Schattendasein führen. Die Autorin, nach einer Dissertation vor fast 30 Jahren (auch) über Mediationsformen heute in großem Umfang Moderatorin und Business Coach (IHK), kennt diesen Effekt aus eigener Anschauung.

Umso erfreulicher ist die Themenkombination eines neuen Buches aus der für ihre Wissenschaftswerke viel gerühmten Nomos-Gruppe: „Mediation, Moderation und Coaching: Erfolgreiche Methoden und Strategien aus der Praxis für die Praxis“, verspricht das von Ingo Recker und Petra von der Weien herausgegebene Werk – dessen Autor(inn)en bis auf das Einführungskapitel zum Mediationsgesetz bezeichnenderweise auch keine Juristen sind. Was die überwiegend in Norddeutschland tätigen Verfasser an gruppen- und einzelpersonennützigen Erkenntnissen und Hinweisen zusammengetragen haben, ist sehr unterschiedlich. Teilweise sind die Beiträge recht wissenschaftlich angelegt, teilweise sehr lebensnah verfasst, in einem Fall eher esoterisch angehaucht. In jedem Fall ist aber sowohl für Anfänger, die sich einlesen möchten, als auch für Konfliktlösungsprofis viel Anregendes dabei.

So ist beispielsweise der Hinweis von Thomas Reich (auf Seite 73) praktisch wertvoll, dass sich die Mediation auch dort als Methode einsetzen lässt, wo man nicht direkt als Mediator tätig wird: Sie ist ein allfälliges Werkzeug zur besseren Gestaltung der Zusammenarbeit. Und über die Herstellung von Win-Win-Situationen lässt sich indirekt vieles für Verkauf und Akquise lernen! Im Rahmen der Moderation von Großgruppen sodann muss es nicht immer das nun weidlich bekannte Fish Bowl-Verfahren mit Innen- und Außenkreis sein, in die die Betreffenden einbezogen werden. Stattdessen schlägt Birgit Müller (auf Seite 113 f.) ein World Café mit Präsenz an wechselnden Stehtischen und beschreibbaren Tischdecken vor. Was Coachings – praktisch oft im Rahmen von Change-Prozessen – betrifft, kann schließlich nicht oft genug an die inneren Antreiber erinnert werden. Petra von der Weien weist dazu so knapp wie treffend (auf Seite 185) auf den Selbsttest im Rahmen der Transaktionsanalyse hin.

Generell sind die Nachweise in dem in der Printversion als Hardcover gestalteten Buch angenehm knapp gehalten, während der Verlag umgekehrt nicht vor zahlreichen aufwändigen Abbildungen zurückgeschreckt ist. Auch diese äußeren Umstände tragen dazu bei, dass sich die Anschaffung in jedem Fall lohnt.

Recker / Weien
Mediation, Moderation und Coaching
2019, 234 Seiten
Hardcover € 38,00
Tectum Verlag ISBN 978-3-8288-4363-9

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